„Ich will Kinder zum Lächeln bringen“: Politischer Abend 2023

Seit der Corona-Pandemie steht das ehrenamtliche Engagement junger Menschen unter einem schwierigen Stern. Bei unserem Politischen Abend am 16. Oktober 2023 haben wir daher das Ehrenamt ins Rampenlicht gerückt. Welche Hürden müssen jungen Engagierten aus dem Weg geräumt werden?

Mehrere Dutzend Steckbriefe junger Engagierter aus Berliner Jugendverbänden schmücken die Wände des Veranstaltungssaals im Refugio Neukölln. „Was ich für mein Ehrenamt brauche“ und „Was ich in meinem Ehrenamt mache“ haben die jungen Engagierten dort aufgeschrieben. Fast einhundert Gäste treffen nach und nach beim Politischen Abend des Landesjugendring Berlin Mitte Oktober ein und schauen sich die Steckbriefe genauer an. Ehrenamtliches Engagement ist ganz offensichtlich ein drängendes Thema für viele Leute aus Jugendverbänden – ebenso wie für die zahlreichen Vertreter_innen aus Politik, Verwaltung und Fachöffentlichkeit. Wie können wir Hürden für junges Engagement gemeinsam in der Stadt abbauen? Diese Frage beschäftigt die Gäste der Abendveranstaltung heute.

Ohne ehrenamtlich Engagierte gäbe es keine Jugendverbände

Als in Corona-Zeiten Angebote abgesagt oder heruntergefahren werden mussten, sind vielen Jugendverbänden die Ehrenamtlichen verloren gegangen. Sie nun zurückzugewinnen und neue Engagierte dazuzugewinnen ist seither eine echte Herausforderung. Klar ist: Ohne ehrenamtlich Engagierte gäbe es keine Jugendverbände. Das Ehrenamt ermöglicht Kindern und Jugendlichen an Ferienfreizeiten, Gruppenstunden, internationalen Begegnungen oder Seminaren teilzunehmen oder sie mitzugestalten.

In Jugendverbänden sind aktuell rund 44.900 Ehrenamtliche aktiv. Vor der Pandemie waren es noch 50.300. Auch die Zahlen der Jugendleiter_innen in Berlin sind eingebrochen von 2.300 auf 1.600. In drei Jahren. Die Zahlen haben sich nach der Corona-Pandemie 2023 allerdings wieder auf rund 1.870 erholt. Denn viele Jugendverbände können nun wieder mehr Jugendleiter_innen ausbilden. Auch darum ist es wichtig, verstärkt gute Bedingungen für junges Ehrenamt zu schaffen – und hier kann die Politik entscheidend unterstützen.

Es braucht weniger Bürokratie und Freistellung von Schule und Uni

„Ehrenamtliche wollen und können nicht mit immer neuem Verwaltungsaufwand konfrontiert werden“, betont Felix Korff, Vorsitzender des Landesjugendring Berlin, in seiner Begrüßung beim Politischen Abend. Schuld daran sei häufig die fehlende langfristige Förderung. Immer wieder müssten Jugendverbände kurzfristige Projektmittel auftreiben. Und dafür müssen Anträge geschrieben, Angebote eingeholt, Nachweise eingereicht und Berichte geschrieben werden. Solche Vorgänge bremsen Zeit fürs echte Engagement aus – und bieten doch nur eine prekäre, zeitlich begrenzte Sicherheit.

„Ich will Kinder zum Lächeln bringen und Gutes tun“, sagt Toni von der Schreberjugend Berlin in einem der zahlreichen Kurzinterviews beim Politischen Abend. Mia von den Falken Berlin erzählt von Lesungen, Ferienfahrten und der antirassistischen Bibliothek AUDREAM, die sie ehrenamtlich unterstützt. Luisa von der BUNDjugend Berlin berichtet von Demos, die sie organisiert. Sie alle wünschen sich, für ihr Engagement von Schule und Universität freigestellt werden zu können. „Für den Leistungssport ist das möglich, für mein Ehrenamt aber nicht“, sagt Toni.

Junges Ehrenamt gehört ins Rampenlicht

Doch nicht nur Ehrenamtliche aus Jugendverbänden werden beim Politischen Abend interviewt. Auch Klara Schedlich von den Grünen, Ana-Maria Trăsnea von der SPD oder Elke Breitenbach von DIE LINKE berichten von ihren Ehrenämtern – und vor welchen Hürden sie dabei stehen. Dennis Haustein von der CDU erzählt von der Bürger_innen-Initiative im Fennpfuhl, mit der er freiwillig Müll einsammelt. „Wir müssen mehr Orte für Engagement schaffen“, sagt Haustein. „Uns hat es immer wieder an kostenlosen Räumen gefehlt, die wir nutzen können.“

Nach wie vor sind junge Menschen die engagierteste Altersgruppe: 69 Prozent der 12- bis 25-Jährigen sind laut Shell Jugendstudie ehrenamtlich aktiv. In Berlin dürften es daher etwa 345.000 junge Menschen sein. Das Engagement muss für sie möglichst einfach gemacht werden. Und dafür braucht es neben dem unkomplizierten Zugang zu Räumen auch Freizeit und Freistellung von Schule und Universität sowie unbürokratische, finanzielle Sicherheit für die Träger, bei denen sich junge Menschen engagieren. Junges Ehrenamt gehört sicherlich nicht nur an einem Tag ins Rampenlicht gestellt. Den Gästen des Politischen Abends ist das hier ganz bewusst geworden.

Fotos: © LJR Berlin / Dirk Lässig